Warum Katastrophenschutz neu gedacht werden muss
Extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Stürme oder Hitzeperioden treffen Deutschland immer häufiger – und mit zunehmender Wucht. Die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 hat auf tragische Weise gezeigt, was passiert, wenn Warnsysteme versagen, Kommunikationsnetze zusammenbrechen und Einsatzkräfte isoliert agieren müssen. Auch der Landkreis Meißen war in den Hochwasserjahren 2002 und 2013 stark betroffen: Die Elbe trat über die Ufer, zahlreiche Gebäude und Infrastrukturen wurden beschädigt, und die Einsatzkräfte standen vor großen logistischen Herausforderungen.
Diese Ereignisse führen uns schmerzhaft vor Augen: Der Katastrophenschutz der Zukunft muss nicht nur organisatorisch, sondern vor allem technologisch robuster werden. Die zentrale Herausforderung lautet: Wie stellen wir sicher, dass Behörden, Einsatzkräfte, KRITIS-Betreiber und Bevölkerung auch dann kommunizieren können, wenn Telefon, Mobilfunk und Internet längst ausgefallen sind? Genau hier setzt das Projekt KriKom-LK-MEI an – eine vom Bundesministerium für Bildung, Forschung und Raumfahrt geförderte Initiative zur Entwicklung eines ausfallsicheren, autarken Krisenkommunikationssystems, das neue Maßstäbe in der Katastrophenvorsorge setzen soll.
Das Projekt KriKom-LK-MEI: Krisenkommunikation unter extremen Bedingungen
Das Verbundprojekt KriKom-LK-MEI wird im Rahmen der BMFTR-Förderlinie SifoLIFE – Demonstration innovativer, vernetzter Sicherheitslösungen gefördert. Es verfolgt das Ziel, ein autarkes, ausfallsicheres Krisenkommunikationssystem für den Katastrophenschutz im Landkreis Meißen aufzubauen, zu erproben und zu demonstrieren.
Im Fokus steht die Entwicklung eines modularen, nutzerzentrierten technischen Ökosystems, das die Kommunikation zwischen allen relevanten Akteuren im Krisenfall unterstützt – darunter Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS), Betreiber kritischer Infrastrukturen (KRITIS) sowie die betroffene Bevölkerung. Dabei wird bewusst von der Annahme ausgegangen, dass herkömmliche Kommunikationsmittel wie Mobilfunk, Festnetz oder Internet nicht zur Verfügung stehen.
KriKom-Leuchttürme im Überblick
Das KriKom-System basiert auf einem flächendeckenden Datenfunknetz, das im Landkreis Meißen unabhängig von bestehenden Kommunikationsinfrastrukturen betrieben werden kann. Die technische Grundlage bilden sieben notstromversorgte Repeater-Standorte, die die Funkabdeckung im Einsatzgebiet sicherstellen.
Zur mobilen Nutzung stehen insgesamt 44 sogenannte KatL-Systeme (Katastrophenschutz-Leuchttürme) bereit – transportable Funkkoffer, die als KriKom-Funkkoffer bezeichnet werden. Diese Geräte verfügen über eine eigene Notstromversorgung und ermöglichen die Kommunikation auch bei Ausfall externer Netze.
Davon sind:
- 41 Koffer mobil einsetzbar,
- 1 Gerät fest im Einsatzleitwagen 2 des Landkreises Meißen integriert,
- 1 Gerät bei der Polizeidirektion Dresden stationiert und
- 1 Gerät im zentralen Leitstand der Fernmeldezentrale des Landkreises im Einsatz.
Damit steht eine robuste und autarke Kommunikationsstruktur für den Krisenfall zur Verfügung.
KatL-Systeme im Einsatz im KriKom-Netz (• KatL-System • KriKom Repeater)
Zentrale Bestandteile des Systems sind:
- die Sammlung, Generierung und Verteilung krisenrelevanter Informationen,
- die Integration intelligenter Alarmierungslösungen (z. B. digitale Informationspunkte, Sirenen),
- die Sicherstellung der Energieversorgung über mobile Speicher- und Treibstofflösungen,
- sowie der Betrieb eines ausfallsicheren Datenfunknetzes.
Das Projekt ist auf vier Jahre angelegt (Oktober 2023 bis September 2027) und wird im Landkreis Meißen modellhaft umgesetzt. Die Ergebnisse sollen im Anschluss auch auf andere Regionen übertragbar sein.
Projektbeteiligte: Interdisziplinärer Verbund mit regionaler Verankerung
Das Projekt KriKom-LK-MEI wird vom Landratsamt Meißen koordiniert. Zum Konsortium gehören unter anderem das Hasso-Plattner-Institut, die Hochschule Magdeburg-Stendal, die KomRe AG, Hörmann Warnsysteme und snafu. Ergänzt wird das Projekt durch zahlreiche assoziierte Partner, darunter kommunale Verwaltungen, Versorger, Rettungsdienste – beispielsweise die Stadt Großenhain, die Polizeidirektion Dresden, SachsenEnergie AG, die Elblandkliniken, mehrere DRK-Kreisverbände sowie weitere Akteure aus dem Bereich der kritischen Infrastrukturen.
Diese breite Aufstellung ermöglicht eine praxisnahe Entwicklung und Erprobung des Systems unter realistischen Bedingungen im Landkreis Meißen.
Die Rolle von snafu im KriKom-Projekt: Technische Umsetzung und Systemintegration
snafu bringt seine langjährige Erfahrung als IT-Dienstleister in den Bereichen IT-Infrastruktur, Netzwerksicherheit, Alarm-over-IP und Individualentwicklung in das Projekt ein. Im Fokus stehen die technische Realisierung von Systemkomponenten, die Durchführung von Vortests sowie die Entwicklung und Umsetzung eines Schnittstellenkonzepts. Ziel ist es, eine durchgängige und interoperable Kommunikationskette im Krisenfall sicherzustellen.
In der ersten Projektphase wirkte snafu unter anderen an der Analyse bestehender Katastrophenschutzprozesse mit, um Schwachstellen zu identifizieren und in das Systemdesign zu überführen. Auch bei unterschiedlichen Feldtests, bei denen einzelne Komponenten sowie der Gesamtverbund unter realistischen Bedingungen erprobt wurden, war snafu beteiligt.
Perspektive: Übertragbarkeit und Marktpotenzial für das KriKom-Projekt
Die im Projekt entwickelten Lösungen adressieren zentrale Herausforderungen im Bevölkerungsschutz – etwa bei Stromausfällen, Naturkatastrophen oder IT-bedingten Ausfällen kritischer Infrastrukturen. Durch den modularen Aufbau und die geplante Standardisierung bieten sich Anwendungsmöglichkeiten auch in anderen Regionen und Einsatzszenarien. Für snafu und andere Projektteilnehmer eröffnet das Projekt zudem Potenziale für den Innovationstransfer und die Weiterentwicklung bestehender Sicherheitslösungen – beispielsweise im Bereich Alarm-over-IP, Schnittstellenintegration und resiliente IT-Infrastrukturen.
Mehr Informationen über das Projekt und den aktuellen Stand gibt es auf der KriKom-Projekt-Webseite über den Link im Button.